Ein Bekannter hat mich einmal gefragt, ob ich denn immer dann angerufen und eingebunden werde, wenn es bei einem Projekt fünf vor zwölf ist. Gute Frage! Damals habe ich die Stirn gerunzelt und mich gefragt, wie er nach wenigen Jahren bereits so ein Muster erkennen konnte. Heute, ein paar Jahre später würde ich die Frage mit Ja beantworten; da hatte er recht. Denn auch mir ist mittlerweile bewusst geworden, dass das nicht nur einmal der Fall war. Ja, wir sind lösungsorientiert, verlässlich und mit einem großen Netzwerk an Freelancern und Partnern auch sehr flexibel, wenn es um die kurzfristige Umsetzung von Projekten geht. Aber warum setzten wir uns eigentlich freiwillig, ja sogar gerne, diesem Nervenkitzel aus?

Angefangen hat eigentlich alles mit meinem ersten Kunden im Jahr 2012. Ich war gerade für das Österreichische Olympische Komitee in London engagiert, als mich der Anruf erreichte, dass dringend ein VIP und Hospitality Manager für eine Messe in Wien gesucht wird. Knapp zwei Wochen später, gefühlt zwei Stunden nach der Landung in Wien Schwechat, saß ich im damaligen Büro der viennafair und arbeitete fortan 18 Stunden täglich am Erfolg dieser Messe. Die erste Ausgabe unter neuer Führung und sicherlich hatte auch dieser begeisterte Einsatz damit zu tun, dass ich seither jährlich im September und die Wochen bzw. Monate davor für die Kunst im Einsatz bin.

Im Frühjahr 2019 war es dann das Hospitality Management für ein Großprojekt in Indien, zu dem die erste Anfrage weniger als zwei Monate vor Start ins Haus flatterte und der Flug für uns knapp 2 Tage vor Abreise gebucht wurde. Im Herbst desselben Jahres ein Engagement in einem für uns gänzlich neuen Tätigkeitsfeld – wir wurden für die Hospitality Betreuung und den reibungslosen Ablauf eines Konzerts als Koordinatoren ins Boot geholt. Beide Aufgaben zeigten, dass unsere Spontanität anscheinend weiter bekannt ist, als wir zu träumen glaubten. Wir sollten innerhalb von zwei Wochen die gesamte Guest Experience für ein Konzert organisieren – von der Einladung über das komplette Location Management, die Dekoration, die Genehmigungen bis hin zum Transport und das Stellen des Teams. Viele offene Fragen. Wieso wir? Wir machen Hospitality Konzepte, aber keine Konzerte. Noch dazu für Theodor Currentzis – den zu dem Zeitpunkt aufstrebendsten Dirigenten am internationalen Parkett. Sind wir dafür überhaupt der richtige Ansprechpartner? Anspruchsvoll wäre durchaus noch untertrieben, wenn es um die Liste der Anforderungen ging. Als Location wurde eine Kirche im Zentrum Wiens ausgewählt. Aufbauten und Proben wurden zwischen andere Messen und Konzerte gequetscht und 60 Musiker sollten während der Performance eine Kerze in der Hand halten. „Hilfe, ich brauche kein Notre Dame Desaster in Wien“, schoss es mir durch den Kopf, um zeitgleich die entsprechenden Sicherungsmaßnahmen zu planen. Doch es war der Wunsch eines langjährigen Kunden und wir wollten ihn gerne dabei unterstützen, sein Projekt erfolgreich über die Bühne zu bringen. Trotz Vollauslastung haben wir alle Projekte und Aufgabenstellungen jongliert, innerhalb von 24 Stunden ein neues Team zusammengestellt und konnten knapp zwei Wochen später von Mitternacht bis zwei Uhr Früh 500 begeisterte Gäste in der Minoritenkirche in Wien begrüßen. Nervenkitzel pur.

Enorme Lösungsorientiertheit und Flexibilität ist in diesen Bereichen sehr gefragt. Gut, wenn man auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen kann, auf welches Verlass ist. Ohne diese Partner wären nämlich viele dieser Aufgaben schier unmöglich und der spannende Nervenkitzel würde wohl eher einer kleinen Panikattacke gleichen. Was aus meinem ersten „kurzfristigen Projekt“ aus dem Jahr 2012 geworden ist? Das geplante kurze Intermezzo entwickelte sich zu einem aufragenden, jährlichen Fixtermin. Und die viennacontemporary jedes Jahr aufs Neue mitgestalten zu können, ist wahrlich reine Spannung und ein gewisser Kick. Besonders heuer ist der begleitende Nervenkitzel heftiger als je zuvor. Viele neue Herausforderungen und ungewisse Veränderungen lassen mich gespannt jede Pressekonferenz verfolgen, um auch heuer wieder ganz im Zeichen der Kunst, die viennacontemporary erfolgreich über die Bühne zu bringen. Nervenkitzel pur!